Home > 2011 | 2009 | 2001 | 1996 Files | 1987 Transcripts | 1999 Katriuk | Critiques

rosenheim24.de | 13Jul2011 | Silvia Mischi [English translation at bottom]
http://www.rosenheim24.de/bayern/john-demjanjuk-lebt-seniorenheim-ro24-1320667.html

Demjanjuk: He sits smiling in the Garden
Demjanjuk: Hier sitzt er lächelnd im Garten

Bad Feilnbach - Seit Mai lebt John Demjanjuk - verurteilt wegen Beihilfe zum Mord an 27.900 Juden - in einem Pflegeheim in Bad Feilnbach. Wie sieht sein Leben dort aus, wer sorgt für ihn?

Nur schwer kommt John Demjanjuk im Garten des Pflegeheims aus seinem Stuhl hoch, zum Gehen braucht er trotz Krücken Hilfe. Fragen dürfen wir ihm nicht stellen, dafür gibt sein Verteidiger, Dr. Ulrich Busch, aus Ratingen Einblicke.

Isoliert von der Außenwelt

Nahezu vollständig isoliert lebe Demjanjuk im Pflegeheim. Er bewohne ein Einzelzimmer. Der 91-Jährige verlasse das Areal nie. Kontakt zu den Mitbewohnern sei kaum vorhanden. „Eine Verständigung ist schwierig. Mein Mandant spricht nur englisch und ukrainisch“, so Busch.

Deshalb wurde er auch beim Amtsgericht Rosenheim vorstellig. Um Probleme im Alltag künftig schneller klären zu können, will der Pflichtverteidiger für Demjanjuk einen deutsch und ukrainisch sprechenden Betreuer. Dies ist auch im Sinne des Bezirks Oberbayern. „Vieles bedarf einer schnellen Bearbeitung, was aus der Entfernung oft nicht möglich ist“, begründet Busch sein Anliegen. Das Amtsgericht Rosenheim bestätigte gestern auf Nachfrage unserer Zeitung, dass ein entsprechender Antrag eingegangen sei.

Betreuungsgutachten in Auftrag gegeben

„Ein Sachverständiger ist bereits mit einem Gutachten beauftragt“, sagte Pressesprecherin Helga Pöschl-Lackner. Ein Ergebnis liege aber noch nicht vor.

Als Nächstes werde das Landratsamt Rosenheim um einen personellen Vorschlag gebeten. Die Behörde wisse, welcher Berufsbetreuer Kapazitäten frei habe. Dies sei ein üblicher Vorgang, wie das Amtsgericht ihn oft bearbeite. „Ein Berufsbetreuer wird häufig im Krankheitsfall bei Personen ohne Familie hinzugezogen, wenn diese nicht mehr selbst entscheiden können. Auch bei verurteilten Straftätern in Justizvollzugsanstalten haben wir Betreuer“, so die Pressesprecherin.

Keine Fluchtgefahr aufgrund schlechter Gesundheit

Seit zwei Monaten – zunächst war Demjanjuk nach dem Urteil (fünf Jahre Haft) in einem Männerwohnheim in München untergebracht – lebt der gebürtige Ukrainer in Bad Feilnbach. Täglich ruft seine Familie aus den USA an. „An eine Reise nach Deutschland ist für sie aber nicht zu denken, es fehlen die finanziellen Mittel“, so Busch. Außerdem habe Demjanjuks Frau (85) selbst ein schweres Herzleiden sowie Asthma.

Allein aus medizinischen Gesichtspunkten war für Busch die von der Staatsanwaltschaft München befürchtete Fluchtgefahr Demjanjuks (Bestandteil der Beschwerde gegen den aufgehobenen Haftbefehl) „nicht haltbar“. Schließlich habe der 91-Jährige erst vor drei Wochen mit Verdacht auf Lungenentzündung und Blutvergiftung ins Harlachinger Krankenhaus gebracht werden müssen. Da das Immunsystem seines Mandanten sehr schlecht sei, sei Demjanjuk – wie schon zu Prozesszeiten – nach wie vor anfällig für Krankheiten. „Zehn Tage lang wurde er in Harlaching mit Antibiotika behandelt, mittlerweile ist er medikamentös wieder stabilisiert“, so Busch.

Der Verteidiger würdigte in diesem Zusammenhang die pflegerische Leistung in Bad Feilnbach. Während der 100 Verhandlungstage sei an ein selbständiges Gehen seines Mandanten nicht zu denken gewesen. Heute mache er erste Schritte an Krücken.

Wer kommt für die Pflegekosten auf?

Die Betreuung war auch der zweite Grund für Buschs Besuch: Der Bezirk Oberbayern hat dem Verteidiger zufolge seit zwei Monaten die Pflegeleistungen für Demjanjuk nicht bezahlt. In seinen Augen müsste die Bezahlung aus Sozialhilfemitteln erfolgen. Doch um weitere Verzögerungen, insbesondere für die Heimleitung, zu vermeiden, werde sich sein Mandant jetzt bei einer Krankenkasse anmelden.

Der Verteidiger betont, dass die Bundesrepublik Deutschland durch die Auslieferung Demjanjuks aus den USA die Verantwortung für seinen Mandanten übernommen habe. Die Anmeldung in einer gesetzlichen Krankenkasse ist dem Bezirk Oberbayern zufolge Pflicht – auch für Sozialhilfe-Empfänger. Die Kassen übernehmen Krankenhausaufenthalte wie jüngst den von Demjanjuk in Harlaching. Ein Beitritt soll nun laut Busch erfolgen.

Sozialhilfe beantragt

Schwierig gestaltet sich aber Constanze Mauermayer vom Bezirk zufolge der Sozialhilfe-Status für die Pflegebedürftigkeit. „Erst vor einigen Tagen ist uns ein entsprechender Antrag zugegangen“, so die Pressesprecherin. Die rechtliche Situation sei in diesem Fall sehr komplex. Schließlich müsse von der Pflegekasse unter anderem die Bedürftigkeit und etwaiges Einkommen geprüft werden.

„Die Anwälte tragen hier nicht zur Aufklärung bei. Von einem Betreuer erhoffen wir uns raschere Ergebnisse“, so Mauermayer. Monatlich habe der Bezirk mit dem Feilnbacher Pflegeheim eine Vereinbarung von 1755,30 Euro (Pflegestufe 0) bis 2924,70 Euro (Pflegestufe III).

Urteil nicht rechtskräftig - Haftbefehl ausgesetzt

Nach zwei Jahren in Untersuchungshaft in München war Demjanjuk als ehemaliger KZ-Wachmann und somit Teil des Machtapparats der Nazis im Mai zu fünf Jahren Haft verurteilt worden (wir berichteten). Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der heute 91-Jährige 1943 Beihilfe zum Mord an mindestens 27 900 Juden geleistet habe. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Richter Ralph Alt hob den Haftbefehl gegen Demjanjuk auf. Begründung: Es bestehe keine Gefahr mehr, dass sich Demjanjuk seinem Prozess entziehe. Zudem sei er staatenlos und könne nicht ausreisen. Des Weiteren wurde das Alter des Verurteilten als Argument angeführt. Wie berichtet, hat die Staatsanwaltschaft München I zwischenzeitlich ihre Beschwerde gegen die Haftverschonung zurückgezogen.

Dies ist die „einzige logische Konsequenz“, so der Verteidiger. Er hatte im Prozess auf Freispruch plädiert.

Schweigend starrt er ins Leere

Der Mann in seinem türkisfarbenen T-Shirt und blauer Jogginghose wirkt teils apathisch. Mit den Händen umklammert er die Stuhllehnen. Gelegentlich erkundigt er sich bei seinem Verteidiger auf Englisch, was dieser uns gerade gesagt hat. Ansonsten sitzt Demjanjuk schweigend da und starrt ins Leere. Vorbeikommendem Pflegepersonal nickt er energielos zu.

Busch kennt Demjanjuk seit einer USA-Reise. Zusammen mit seiner Frau war über Dritte der Kontakt zu dem gebürtigen Ukrainer entstanden. „Damals erklärte ich mich bereit, Herrn Demjanjuk nach einer Zwangsausweisung aus den USA in der Strafsache zu verteidigen“, so Busch.

Bis zur Revision dauert es bis zu einem Jahr

Nachdem sich Demjanjuk nachweislich in dem Pflegeheim aufhält, ist eine Flucht vor einem möglichen weiteren Verfahren in den Augen von Staatsanwaltschaft und Gericht nicht mehr wahrscheinlich. Mit dem „weiteren Verfahren“ ist die Revision gemeint, welche sowohl Verteidigung als auch Staatsanwaltschaft nach der Urteilsverkündung des Landgerichts beantragt hatten.

Bis über die Revisionen verhandelt werde, kann es aber noch Monate, wenn nicht ein Jahr dauern. Bis dahin soll Demjanjuk in Bad Feilnbach bleiben.

von Silvia Mischi/Oberbayerisches Volksblatt


[W.Z. The following automatic English-language translation -- although terrible -- provides English-language readers, at least, some context to the German-language story.]

Demjanjuk: He sits smiling in the Garden

Bad Feilnbach - Since May of lives John Demjanjuk - convicted for complicity in the murder of 27,900 Jews -  in a nursing home in Bad Feilnbach . How does his life out there who cares for him?


John Demjanjuk is difficult in the garden of the nursing home up from his chair to leave, despite crutches he needs help. We can not ask him questions, but gives his counsel, Dr. Ulrich Busch, based in Ratingen insights.

Isolated from the outside world

Almost completely isolated Demjanjuk lived in a nursing home. He inhabits a single room. The 91-year-old never leave the area. Contact the roommates to be scarce. "An agreement is difficult. My client speaks only English and Ukrainian, "said Busch.

Therefore, he was also the district court Rosenheim representations. In order to resolve problems in daily life more quickly in future, wants the public defender for Demjanjuk, a Ukrainian and German-speaking supervisor. This is also referred to the District of Upper Bavaria. "Many things need quick editing, which from a distance is often not possible," says Bush his request. The District Court confirmed yesterday to demand our Rosenheim newspaper that a request had been received.

Care expert valuation

"An expert is already commissioned a report," said spokeswoman Helga Pöschl Lackner. One result, however, lies not yet available.

Next, the district of Rosenheim is a personal suggestion would be asked. The authority knows what profession carers have free capacity. This is a common procedure, as the district court by editing it often. "A professional manager is often in cases of illness in individuals without a family involved, even if they choose not to. Even when convicted criminals in prisons, we have supervisors, "said the spokeswoman.

No flight risk due to poor health

For the past two months - first Demjanjuk was after the sentence (five years' imprisonment) in a men's dormitory in Munich housed - the native Ukrainians living in Bad Aibling. Daily calls from his family to the United States. "On a trip to Germany is not for them but think it lacks the financial resources," said Busch. Demjanjuk's wife also have (85) itself is a serious heart condition and asthma.

Solely on medical criteria for Busch, the feared risk of flight from the Munich public prosecutor Demjanjuk (part of the appeal against the arrest warrant repealed) was "unacceptable". Finally, the 91-year-old had to be taken to the hospital just three weeks ago Harlachinger with suspected pneumonia and blood poisoning. Since the immune system of his client was very bad, Demjanjuk was - remains vulnerable to disease - as processing times. "For ten days he was treated with antibiotics in Harlaching, now he is medically stabilized," said Busch.

The defense lawyer acknowledged in this context, the nursing service in Bad Aibling.During the 100 days of the trial was not an independent walking his client had been thinking. Today he was making the first steps on crutches.

Who pays for the cost of care?

The service was also the second reason for Busch's visit: the district of Upper Bavaria has not been paid for the defender, according to two months, the care for Demjanjuk. In his eyes would have made the payment of social assistance funds. But further delays, especially for the home management, to avoid his client would now subscribe to an insurance company.

The defender stressed that the Federal Republic of Germany by Demjanjuk's extradition from the United States took over the responsibility for his client. The registration in a public health insurance is mandatory according to the district of Upper Bavaria - also for welfare recipients. The health insurance companies cover hospital stays, such as recently in the Demjanjuk of Harlaching. A candidate shall now be performed according to Busch.

Social assistance requested

Made difficult, however, Constanze Mauermayer by the district, according to the welfare state for the care. "Only a few days ago we received a request," said the spokeswoman. The legal situation in this case is very complex. Finally, should be examined include the need and eventual income from the care fund.

"The lawyers here do not carry on to the Enlightenment. By a tutor, we hope to speed up results, "said Mayer wall. Have the district with the monthly filings Bacher nursing home, an agreement of € 1755.30 (care level 0) to 2924.70 € (category III).

Judgement not final - arrest warrant suspended

After two years in custody in Munich was Demjanjuk as a former concentration camp guard and was sentenced thus part of the power apparatus of the Nazis in May to five years in prison (as reported). The court found as fact that today's 91-year-old had done in 1943 to murder at least 27 900 Jews. The verdict is not yet final.

Old Judge Ralph lifted the arrest warrant against Demjanjuk. Reason: There was no danger that his trial Demjanjuk deprivation. In addition, he was stateless and could not leave. Furthermore, the age of the convicted person was cited as an argument. As reported, the Munich public prosecutor has since withdrawn its complaint against the bail.

This is the "only logical step," said the defender. He had pleaded not guilty in the process.

He silently staring into space

The man in the turquoise-colored T-shirt and blue jogging pants has some apathetic.With his hands he clutched the chair backs. Occasionally he asks for his defenders in English, what this has just told us. Demjanjuk otherwise sits there silently, staring into space. Passing nods to nursing staff energized.

Busch knows Demjanjuk since a trip to the USA. Together with his wife was created through a third party contact with the Ukrainian-born. "At that time I declared myself ready to defend Mr. Demjanjuk after a forced deportation from the United States in the criminal case," said Busch.

Pending revision, it takes up to one year

After Demjanjuk proven staying in the nursing home is an escape from a possible further process in the eyes of prosecutors and judges are no longer likely. The "other methods" is meant the revision, which had applied for both the defense and prosecution after the verdict of the District Court.

Going to negotiate about the revisions, but it may be months, if not last a year. Until then, stay Demjanjuk in Bad Feilnbach.

Silvia Mischi / Upper Volksblatt