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Katriuk | Critiques
Press Release | 21Jan2013 | Ulrich Busch [English
translation below ]
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Historian Angelika Benz criticises Bavarian Justice
Sohlstättenstraße 121
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Rechtsanwalt
Dr. jur. Ulrich Busch
RA Dr. Busch .
Sohlstättenstraße 121 . 40880 Ratingen
21. Januar 2013
Dr. B / sh
Pressemitteilung
Der
Fall Demjanjuk
Historikerin
Angelika Benz übt scharfe Kritik an Bayrischer Justiz
Die viel bejubelte nicht rechtkräftige Verurteilung von John Demjanjuk
durch das Landgericht München II stößt offensichtlich auf scharfen
Widerspruch unter Historikern. Während der Bayrische Rundfunk das
Urteil als „historisch“ bezeichnete, übt ausgerechnet die Historikerin
Angelika Benz in dem Buch Bewachung und Ausführung -- Alltag der Täter
in nationalsozialistischen Lagern -- massive Kritik an der Bayrischen
Justiz:
Zitat Benz, Seite 164:
… Die Anklageerhebung
gegen John Demjanjuk sieht sich vor mehrfache Probleme gestellt: Die
juristische Feststellung einer Schuld verlangt den Nachweis einer
Einzeltat, die einer Täterschaft den Beweis einer inneren Motivation.
Beides ist im Fall Demjanjuks höchst schwierig und beides setzt auch
eine Klärung historischer Situationen voraus. Um Demjanjuk verurteilen
zu können, war unter anderem zu bewerten, ob Trawnikis, die in
Vernichtungslagern eingesetzt gewesen waren, eine Flucht möglich oder
zumindest ein Fluchtversuch – angesichts der zu erwartenden Strafen im
Falle des Ergreifens – zumutbar gewesen wäre. Die Anklage stützte sich
hier auf einen fragwürdigen Begründungszusammenhang: Es seien derart
viele Trawniki-Männer geflohen, dass das Unterlassen eines
Fluchtversuches ausreiche, um von einer Freiwilligkeit des Angeklagten
auszugehen. Außer Acht gelassen wurde dabei, was unter Historikern
unumstritten ist, nämlich dass die Situation der „Trawnikis“ so einfach
nicht zu beurteilen ist. Der Druck, unter dem die früheren Rotarmisten
standen, die kurz vor ihrer Rekrutierung in das
Ausbildungslager noch zur Vernichtung bestimmt waren, war groß. Einige
wurden bei Fluchtversuchen erschossen, und allen war zweifellos
bewusst, dass ihr Leben an ihre Dienste für die SS gekoppelt war.
Ebenso verstellt es den Blick, wenn man die Trawniki al homogene Gruppe
betrachtet. Bereits die Frage, wie sie rekrutiert wurden, offenbart
Unterschiede:
Einige hatten sich freiwillig und in ideologischer Übereinstimmung mit
den deutschen Besatzern zur Verfügung gestellt, andere meldeten sich
„freiwillig“, da ihnen dies als einziger Weg erschien, ihr Leben zu
retten. Wieder andere wurden mit offener Gewalt zwangsrekrutiert. Eine
der Situation angemessene juristische Bewertung hätte also zunächst zu
klären, was im Einzelfall zutrifft. Im Prozess gegen John Demjanjuk
jedoch griffen Anklage wie Verteidigung auf ein – jeweils anderes –
pauschales Bild „der Trawnikis“ zurück und legten es ihrer
Beweisführung zugrunde, ohne zuvor zu belegen, welchen Weg der hier vor
Gericht Stehende genommen hatte oder hatte nehmen müssen. Im
Hintergrund des Prozesses spielte weiter eine Rolle, das die
bundesdeutsche Nachkriegsjustiz bei der Verfolgung und Bestrafung von
NS-Tätern zahlreiche Versäumnisse begangen hatte und das Gericht heute
sich nicht dem Vorwurf aussetzen wollte, erneut einen NS-Verbrecher
ungeschoren oder mit einer zu milden Strafe davonkommen zu lassen.
Erschwerend kam dabei noch hinzu, dass die vorgesetzten Demjanjuks
niemals zur Rechenschaft gezogen worden sind.
Zitat Benz, Seite 168 / 169:
Wichtige Fragen wurden nie
geklärt, stattdessen standen sich unterschiedliche Auffassungen und
mitgebrachte Bilder unvereinbar gegenüber. Die Feststellung der
Täterschaft, für die das deutsche Recht einen Einzeltatnachweis
fordert, kann im Falle der Vernichtungslager nur äußerst selten
erbracht werden. Opfer und Zeugen sind ermordet worden, die Täter
schweigen und nicht zuletzt: Taten und Tatverlauf sind höchst
komplex, die Täter gingen arbeitsteilig vor und standen auf
verschiedenen Hierarchiestufen. Welche Verantwortung im Prozess des
Tötens John Demjanjuk übernahm, welche Tathandlungen er konkret
ausführte, an welchen einzelnen Mordtaten er beteiligt war, welche
Motive er für sein Handeln hatte, musste offen bleiben. Denn der
Angeklagte schwieg beharrlich. Sich seiner mutmaßlichen Taten darüber
anzunähern, welche Rolle die Trawnikis in den Vernichtungslagern der
Aktion Reinhardt konkret ausgeübt hatten, blieb ähnlich unzureichend.
Denn hier steht auch die Geschichtswissenschaft vor einer
unbeantworteten Frage. Das Münchener Landgericht hat im Falle Demjanjuk
geurteilt, dass Jeder, der Teil der Vernichtungsmaschinerie war, also
Jeder, der im Vernichtungslager Sobibor für die SS Dienst tat, sich
zumindest der Beihilfe schuldig gemacht habe. Damit verzichtete das
Gericht auf den Nachweis konkreter Einzeltaten und begründete dies mit
dem ausschließlichen Daseinszweck des Lagers Sobibor: Die Ermordung von
Juden. Und jeder der dort Anwesenden oder Beteiligten sei auf
die eine andere Art mitschuldig. Eine eindeutige Beweislage also gibt
es nicht, dafür aber zwei Meinungen, von denen jeder ein klares Bild
zeichnet, das eine Schwarz, das andere Weiß. Für die Anklage ist John
Demjanjuk ein grausamer Massenmörder, für die Verteidigung ein
wehrloses Opfer. Beide haben nicht Unrecht, doch das Bild hat mehr
Schattierungen: So gab es Trawniki-Männer, die durch brutalen Sadismus
auffielen und die zu ihrer Unterhaltung Juden zu Tode quälten, andere
dagegen halfen Juden, versorgten sie beispielsweise mit Informationen
über den Frontverlauf, wiederum andere flohen, in mindestens einem Fall
ist ein Selbstmord bekannt. Bei den meisten jedoch wissen wir nicht, ob
Habgier oder Überzeugung, Angst oder Zwang sie zu Hilfsarbeitern der
Nazis machten. Was bleibt, ist die naheliegende Gewissheit, dass auch
dieser Prozess seinem Gegenstand nicht gerecht werden konnte.
Es war unwahrscheinlich, dass überhaupt Kritik am Vorgehen der
Bayrischen Justiz im Falle Demjanjuk von dritter Seite geäußert und
publiziert wird.
Es erstaunt nicht, dass beispielsweise die juristische Literatur zum
Fall Demjanjuk und zum Urteil des Landgerichts München II eisern
schweigt. Die Furcht, bei kritischen Anmerkungen schnell in den
Verdacht eines Nazisympathisanten zu geraten, ist offensichtlich groß.
Umso erstaunlicher ist es, dass die Historikerin Benz mit ihren
Ausführungen sich in erheblichem Umfang die Argumentation der
Verteidigung zu eigen macht, die in ihrem Schlusswort, veröffentlich
unter „Demjanjuk – Der Sündenbock“ die Unvereinbarkeit der
gerichtlichen Behauptungen mit der historischen Wahrheit und dem
Landgericht München nachgewiesen hat, dass es sich über die historische
Wahrheit hinweggesetzt hat und eine eigene Wahrheit im Fall Demjanjuk
neu erfunden und an die Stelle der historischen Wahrheit gesetzt hat.
gez. Dr. Ulrich Busch
Rechtsanwalt
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Lawyer
Dr. jur. Ulrich Busch
Attorney Dr. Busch. Sohlstättenstraße 121st 40880 Ratingen
21st January 2013
Dr. B / sh
Press release
The Demjanjuk case
Historian Angelika Benz criticises Bavarian Justice
The
much acclaimed not final conviction of John Demjanjuk, the Regional
Court Munich II pushes obviously on sharp disagreement among historians.
While
the Bavarian broadcasting the ruling as "historic", called just the
historian Angelika Benz exercises in the book and watch design -
everyday of the perpetrators in Nazi camps - massive criticism of the
Bavarian Justice:
Quote Benz, page 164:
...
The indictment against John Demjanjuk is faced with multiple problems:
the legal finding of guilt requires proof of a single act, the
perpetrator of the evidence of an inner motivation. Both in the case of Demjanjuk's very difficult and requires both a clarification of historical situations. In
order to convict Demjanjuk was able to assess, among other things,
whether Trawnikis that had been used in the extermination camps,
possible an escape or at least an attempt to escape - in view of the
expected fines in case of grasping - would have been reasonable. The
indictment was based here on a questionable rationale: There so many
Trawniki men had fled, that the failure of an escape attempt was
sufficient to assume a voluntariness of the defendant. Ignored was there, what controversy among historians, namely that the situation of "Trawnikis" is not easy to judge. The
pressure under which the former Red Army men were who were close to
their recruitment into the training camps still destined for
destruction, was great. Some were shot trying to escape, and all was undoubtedly aware that her life was linked to its services for the SS. It also obstructs the view when looking at the Trawniki al homogeneous group. Even the question of how they were recruited revealed differences:
Some
had made voluntarily and in ideological agreement with the German
occupiers of charge, others came forward "voluntarily" because it
appeared to them as the only way to save her life. Still others have been forcibly recruited by open force. Appropriate to the situation judicial review would therefore first clarify what applies in a particular case. In
the trial of John Demjanjuk, however indictment attacked as a defense -
back blanket image "of Trawnikis" and placed it based its reasoning
without taking up previously, which way had here taken to court with or
had to take - each other. In
the background, the process continued to play a role that the West
German post-war justice had committed in the prosecution and punishment
of Nazi criminals numerous failings and the Court today did not want to
expose themselves to the accusation unscathed again a Nazi war criminal,
or get away with too mild punishment to leave. To make matters like to add that the superior Demjanjuk have never been held accountable.
Quote Benz, page 168/169:
Important issues were never resolved, instead, were different opinions and images brought against incompatible. A
finding of guilt, the German law calls for a Einzeltatnachweis can be
provided in the event of the death camps is extremely rare. Victims
and witnesses have been murdered, the perpetrators remain silent and
not least: deeds and Tatverlauf are highly complex, the perpetrators
went before labor and focused on different levels of the hierarchy. What
responsibility in the process of killing John Demjanjuk took over,
which he carried out concretely factual facts to which individual acts
of murder, he was involved, the motives for his actions, he had had to
remain open. The accused remained silent. To
his alleged deeds about to approach the role that Trawnikis had
exercised concretely in the extermination camps of Aktion Reinhardt
remained similarly inadequate. For here, the science of history stands before an unanswered question. The
Munich District Court has ruled in the case of Demjanjuk that everyone
who was part of the machinery of destruction, so anyone who did the
Sobibor extermination camp for SS service, at least the aid was guilty. Thus,
the Court dispensed with the evidence of specific individual acts and
justified this with the sole purpose of existence of the camp Sobibor:
the killing of Jews. And each of those present or involved was complicit in the other type. Is a clear evidence, so it's not, but two opinions, each of which provides a clear picture. One black, the other white For the prosecution of John Demjanjuk is a cruel mass murderer, the defense a defenseless victim. Both
have a point, but the picture has more shades: So there was Trawniki
men, which stood by brutal sadism and keep them entertained Jews to
death, tortured, others helped the other hand Jews served, for example,
with information on the front line, still others fled in at least one case, a known suicide. For most, however, we do not know whether greed or belief, fear or coercion made them laborers of the Nazis. What remains is the obvious certainty that this process could not meet his subject.
It was unlikely that even criticism of the Bavarian Justice in the Demjanjuk case expressed by third parties and published.
It
is not surprising that, for example, the legal literature on the
Demjanjuk case and the judgment of the Landgericht München II adamantly
silent. The fear quickly fall to critical remarks in a suspected Nazi sympathizer, is obviously great.
All
the more surprising is that the historian Benz with her remarks to a
considerable extent the arguments of the defense has chosen to adopt, in
their closing remarks, published in "Demjanjuk - The Scapegoat" the
incompatibility of judicial assertions with historical truth and the
Munich District Court has
demonstrated that it has defied the historical truth and has invented
his own truth in the Demjanjuk case again and put in the place of the
historical truth.
Signed Dr. Ulrich Busch
Lawyer